Während der Sommerferien haben meine Kinder ihren absoluten Lieblingsfilm entdeckt. Seitdem läuft er bei uns im Wohnzimmer in Dauerschleife: K-Pop Demon Hunters. Und nicht nur sie sind begeistert – auch ihre Freunde reden über nichts anderes.
Hellhörig wurde ich allerdings in einem ganz anderen Moment: als ihre deutschen Freunde plötzlich ganz selbstverständlich über koreanische Essensgerichte sprachen. So fiel das Wort Kimbap – und zwar so, als wäre es das Normalste der Welt. In einer Szene des Films verschlingen die Heldinnen eine Reisrolle ohne viel Aufhebens. Meine Kinder und ihre Freunde fanden das lustig – für mich war es ein Augenöffner.
Denn als Kind der 80er und 90er Jahre in Deutschland war es unvorstellbar, dass koreanisches Essen so beiläufig in Gesprächen auftaucht. Damals erklärten wir mühsam unseren Freunden, was wir zuhause aßen – heute entdecken Kinder über Filme und Serien wie selbstverständlich die Vielfalt der koreanischen Küche.
Der Film "K-Pop Demon Hunters" als kulturelles Phänomen
K-Pop Demon Hunters ist ein Animationsfilm, der die Geschichte der K-Pop-Girlgroup „Huntrix“ erzählt. Was nach klassischem Teenager-Entertainment klingt, entpuppte sich schnell als globales Phänomen: Der Film stürmte weltweit die Netflix-Charts und wird mittlerweile in unzähligen Familien – auch bei uns – in Endlosschleife geschaut.
Das Besondere: Neben Action und Musik spielen Alltagskultur und vor allem Essen eine zentrale Rolle. Kleine Food-Szenen machen den Film authentisch und schaffen emotionale Nähe. Wer genau hinsieht, entdeckt eine kulinarische Reise durch Korea – vom schnellen Cup Ramyeon bis hin zur traditionsreichen Suppe Seolleongtang. Hier einmal eine kurze Auflistung und Erläuterung, um was es sich bei den koreanischen Gerichten und Snacks handelt:
Cup Ramyeon – schnelle Energie für hektische Zeiten
In stressigen Momenten greifen die Heldinnen zu Cup Ramyeon. Für Millionen von Zuschauer:innen ist das sofort nachvollziehbar: In Korea gehören Instant-Nudeln zum Alltag. Sie sind günstig, schnell zubereitet und ein Symbol für lange Lernnächte, spontane Treffen oder einfach eine kleine Pause.
Dass Cup Ramyeon so selbstverständlich in den Film eingebaut wurde, zeigt, wie sehr er Teil des koreanischen Alltags ist – und wie sehr sich dieser Alltag inzwischen global vermittelt.
Seolleongtang – Trost in einer Schale Suppe
Besonders eindrücklich ist die Szene, in der Rumi eine Schale Seolleongtang (Rindknochen-Suppe) isst. Die milchig-weiße Brühe ist ein Klassiker der koreanischen Küche und bekannt dafür, Kraft und Trost zu spenden.
In der Handlung dient sie als Symbol für Geborgenheit: Wenn Rumi sich stimmlich unsicher fühlt, wird die Suppe zum emotionalen Anker. Diese Darstellung macht deutlich, was viele in Korea längst wissen – Essen ist mehr als Nährstoffzufuhr, es ist Bindung, Erinnerung und Fürsorge.
Kimbap – ein humorvoller Klassiker
Eine der beliebtesten Szenen bei meinen Kindern ist die, in der Rumi ein ganzes Stück Kimbap auf einmal verschlingt. Normalerweise werden die Reisrollen in mundgerechten Häppchen gegessen. Doch gerade diese Ungeschicklichkeit macht die Szene so sympathisch.
Kimbap ist ein typisches Picknick- und Reisegericht: gedämpfter Reis, Gemüse, manchmal Fisch oder Fleisch, eingerollt in ein getrocknetes Algenblatt. Für koreanische Zuschauer:innen ein vertrauter Klassiker – für viele internationale Zuschauer:innen eine neue kulinarische Entdeckung.
Streetfood-Kultur – Corn Dogs, Fish Cake Soup & mehr
Die Filmemacher:innen haben auch die lebendige Streetfood-Szene Koreas eingefangen. Zu sehen sind:
- Koreanische Corn Dogs – mit Kartoffelkruste oder Käsefüllung, deutlich kreativer als das amerikanische Original.
- Fish Cake Soup (Eomuk-guk) – ein Streetfood-Klassiker, der an kalten Tagen wärmt.
- Shrimp Crackers – knuspriger Snack, der in Korea fast jede Kindheit begleitet.
- Pyeonyuk – sanft gegartes Schweinefleisch, oft in dünnen Scheiben serviert.
Diese Vielfalt zeigt, wie bunt und abwechslungsreich koreanisches Streetfood ist – und warum es inzwischen auch weltweit so beliebt wird.
Kleine Details mit großer Wirkung
Neben den großen Essensszenen gibt es viele kleine Hinweise, die Fans sofort erkennen: Pepero (dünne Keksstäbchen mit Schokolade überzogen), Sundae (gefüllte koreanische Blutwurst) oder handgemachte Teigtaschen. Für ein internationales Publikum sind das liebevolle Einblicke, die Lust machen, Neues auszuprobieren. Für Koreaner:innen ist es ein Stück Heimatgefühl – eingebettet in einen modernen Animationsfilm.
Spannend: Wo ist das Kimchi?
Besonders auffällig ist, dass eines der bekanntesten Gerichte Koreas im Film fehlt: Kimchi. Die Entscheidung war bewusst. Regisseurin Maggie Kang erklärte, dass sie Klischees vermeiden wollte. Stattdessen sollte die Vielfalt der koreanischen Küche sichtbar werden.
Das ist ein kluger Schachzug. Kimchi ist zwar ein zentraler Bestandteil koreanischer Esskultur, doch Korea hat kulinarisch so viel mehr zu bieten. Indem der Film andere Gerichte in den Vordergrund stellt, erweitert er den Blick – und zeigt eine Küche, die viel facettenreicher ist, als viele vielleicht dachten.
Koreanisches Essen heute – ganz selbstverständlich
Für mich persönlich ist es eine kleine Zeitreise. Früher musste ich meinen deutschen Freunden etwas umständlich erklären, was wir zu Hause essen. Heute sitzen meine Kinder mit ihren Freunden zusammen und reden selbstverständlich über Kimbap oder Cup Ramyeon.
Das zeigt, wie stark die sogenannte „Hallyu-Welle“ – die koreanische Kulturwelle – inzwischen auch in Deutschland angekommen ist. Serien, Musik, Mode und eben auch Essen sind Teil unseres Alltags. Und das nicht nur bei Jugendlichen. Auch Erwachsene entdecken koreanische Küche neu – sei es durch Netflix-Serien, Food-Festivals oder beim Scrollen durch TikTok.
Inspiration für zuhause
Wer neugierig geworden ist und Lust hat, die Vielfalt koreanischer Küche selbst auszuprobieren, findet auf unserem Rezepte-Blog viele Ideen – von einfachen Alltagsgerichten bis zu besonderen Klassikern.
Und wer noch tiefer eintauchen möchte, dem empfehle ich unser eBook „Mehr als nur Essen – Die Welt der koreanischen Küche verstehen & genießen“. Es verbindet persönliche Geschichten mit Hintergründen zur Esskultur und zeigt, wie koreanisches Essen auch hier in Deutschland ganz selbstverständlich Teil des Alltags werden kann.