Die koreanische Algensuppe Miyeok-guk war schon immer eine meiner Lieblingssuppen, die unsere Mutter für uns gekocht hat. Obwohl es in Korea verschiedene Varianten der Brühe gibt, wurde sie bei uns zu Hause stets mit einer kräftigen Rinderbrühe als Basis zubereitet – reichlich Rindfleisch und eine ordentliche Portion Algen dazu. Die Alge war schön weich und glitschig, und für mich als Kind war es eine der aromatischsten und köstlichsten Suppen überhaupt. Dass diese Konsistenz von Algen für viele Menschen in Deutschland eher ungewöhnlich oder sogar befremdlich sein könnte, war mir damals nie bewusst. Für mich war Algensuppe ein echtes Comfort Food, eng verbunden mit vielen schönen Erinnerungen.
Wann immer jemand in unserer Familie Geburtstag hatte, gab es Algensuppe. Auch wenn sie im Alltag regelmäßig auf den Tisch kam, war sie an Geburtstagen – wie heute noch in Korea – ein absolutes Muss. Die Tradition geht darauf zurück, dass die Suppe in Korea als Wochenbett-Suppe bekannt ist. Frischgebackene Mütter werden wochenlang mit Algensuppe versorgt, denn Algen sind reich an wertvollen Nährstoffen, die Müttern nach der anstrengenden Geburt helfen, wieder zu Kräften zu kommen. Man sagt sogar, dass die Suppe die Milchbildung fördert. Diese Bedeutung hat schließlich dazu geführt, dass Miyeok-guk an Geburtstagen gereicht wird, um an die Zeit rund um die Geburt zu erinnern.
Wenn ich an Algensuppe denke, ist es vor allem die Vorfreude, die ich als Kind empfand: der Duft der Rinderbrühe, der die gesamte Wohnung erfüllte, und die Gewissheit, dass am nächsten Tag ein Geburtstag gefeiert würde. Rückblickend erinnere ich mich kaum an die Geschenke, die ich an meinen Geburtstagen bekam – vieles rufe ich eher aus alten Fotos ab. Auch die Erinnerung an das eigentliche Geburtstagsessen ist verblasst, zumindest aus den frühen Jahren. Was jedoch bleibt, sind die warmen, glücklichen Gefühle meiner Kindheit, die ich für immer mit der Algensuppe meiner Mutter verbinde.

