Seollal, das koreanische Neujahrsfest, zählt zu den bedeutendsten Feiertagen in Korea und wird traditionell nach dem Mondkalender gefeiert. Im Gegensatz zum westlichen, gregorianischen Kalender, der dem Sonnenzyklus folgt, richtet sich der Mondkalender nach den Mondphasen. Dadurch variiert das Datum von Jahr zu Jahr und fällt meist auf einen Tag zwischen Ende Januar und Mitte Februar.
Das Fest ist tief in der koreanischen Kultur verwurzelt und geht bis in die Joseon-Dynastie (1392–1897) zurück. Es war und ist eine Gelegenheit, die Familie zu vereinen, die Ahnen zu ehren und den Zusammenhalt innerhalb der Familie zu stärken. Bis heute bleibt Seollal eine bedeutsame Zeit, in der sich Familien versammeln, um gemeinsame Rituale zu pflegen, Respekt zu zeigen und kulturelle Werte zu bewahren.
Traditionen und Rituale: Wie Seollal heute gefeiert wird
Ein zentrales Element von Seollal ist das Zusammensein mit der Familie. Viele Koreaner reisen in ihre Heimatorte, um gemeinsam mit Angehörigen zu feiern. Traditionelle Rituale wie das Ahnenritual (Charye) oder die Neujahrsverbeugung (Saebae) stehen dabei im Mittelpunkt und verbinden die Vergangenheit mit der Gegenwart.
Saebae - Respekt als Ausdruck von Verbundenheit
Eine der symbolträchtigsten Traditionen von Seollal ist Saebae (세배), die formelle Verbeugung vor älteren Familienmitgliedern. Mit dieser Geste zeigen jüngere Generationen ihre Dankbarkeit und ihren Respekt für die Fürsorge und Unterstützung der Älteren. Saebae ist weit mehr als ein formeller Akt – es ist ein bedeutungsvoller Moment, der familiäre Werte in den Mittelpunkt stellt und die Verbindung zwischen den Generationen stärkt.
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Die Bedeutung der Verbeugung:
Die Verbeugung erfolgt traditionell in einem respektvollen Kniefall. Dabei wünschen die Kinder den Eltern oder Großeltern oft mit den Worten „새해 복 많이 받으세요“ (Saehae bok mani badeuseyo) ein glückliches neues Jahr, was so viel bedeutet wie: „Mögen Sie im neuen Jahr viele Segnungen erhalten.“
Dieser Moment ist nicht nur eine Geste der Ehrerbietung, sondern auch eine Gelegenheit, Dankbarkeit auszudrücken. Er erinnert daran, wie wichtig Familie, Zusammenhalt und gegenseitige Achtung in der koreanischen Kultur sind. Gleichzeitig wird Kindern vermittelt, wie zentral Werte wie Respekt und Dankbarkeit für ein harmonisches Leben sind.
Saebaedon - Das Gegengeschenk und liebevolle Ratschläge
Eng mit Saebae verbunden ist Saebaedon (세배돈), das Geldgeschenk, das von älteren Familienmitgliedern überreicht wird. Dieses Geschenk symbolisiert Wohlstand, Glück und die Unterstützung der jüngeren Generation durch die Älteren.
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Die Symbolik von Saebaedon:
Saebaedon ist weit mehr als ein materieller Akt – es verkörpert den Wunsch, dass die jüngeren Familienmitglieder im neuen Jahr Erfolg, Gesundheit und Glück erfahren. Der Betrag ist dabei oft weniger wichtig als die symbolische Bedeutung. -
Ratschläge für die Zukunft:
Neben dem Geldgeschenk teilen die Eltern oder Großeltern häufig auch Ratschläge oder Segenswünsche. Diese reichen von Ermutigungen, hart zu arbeiten, bis hin zu liebevollen Gedanken über die Bedeutung von Zusammenhalt in der Familie. Dieser Austausch von Gesten und Worten stärkt die familiären Bindungen und vermittelt den Kindern wichtige Werte.
Die Tradition im modernen Korea
Trotz der Modernisierung und des sich wandelnden Lebensstils hat Saebae bis heute seinen Platz in der koreanischen Gesellschaft. Viele Familien pflegen diese Tradition weiterhin, auch wenn sie manchmal in vereinfachter Form stattfindet. Kinder sehen Saebae nicht nur als Pflicht, sondern auch als Möglichkeit, Liebe und Anerkennung von ihren Eltern zu erfahren – ein Moment, der Wärme und Zusammengehörigkeit in die Familie bringt.
Seollal und die damit verbundenen Traditionen wie Saebae sind weit mehr als formelle Rituale. Sie spiegeln die tief verwurzelten Werte der koreanischen Kultur wider: Respekt, Dankbarkeit und der Wunsch nach einem harmonischen Familienleben. Saebae und Saebaedon sind nicht nur Ausdruck von Tradition, sondern auch von Liebe und Zusammenhalt. Für viele bleibt Seollal ein unvergesslicher Moment, der von Generation zu Generation weitergegeben wird und die koreanische Identität auf besondere Weise prägt.