Chuseok ist eines der wichtigsten traditionellen Feste in Südkorea und wird oft als das koreanische Erntedankfest bezeichnet. Es findet jährlich am 15. Tag des 8. Monats des Mondkalenders statt, was in der Regel in den September oder frühen Oktober des gregorianischen Kalenders fällt. Chuseok ist eine Zeit, in der die Koreaner ihren Vorfahren danken, die Ernte feiern und sich mit der Familie treffen.
Chuseok hat tiefe Wurzeln in der koreanischen Kultur und ist eng mit der Natur und der Landwirtschaft verbunden. Traditionell danken die Menschen ihren Vorfahren für eine gute Ernte und bitten um Wohlstand für das kommende Jahr. Neben dem Ahnenritual, bei dem die Familien eine Gedenktafel für ihre Vorfahren aufstellen und ein Festmahl zubereiten, besuchen viele Familien an diesen Tagen die Gräber ihrer Vorfahren, um sie zu reinigen und zu pflegen. Sie bringen Opfergaben wie Früchte, Reiswein und andere Lebensmittel mit und führen rituelle Verbeugungen durch.
Familienzeit und traditionelle Speisen
Zu Chuseok gibt es eine Vielzahl traditioneller koreanischer Gerichte, die im Rahmen der Feierlichkeiten serviert werden. Einige der wichtigsten Speisen sind:
- Songpyeon (Reiskuchen): Dies sind kleine, halbmondförmige Reiskuchen, die mit süßen Füllungen wie Sesam, Honig, Bohnenpaste oder Kastanien gefüllt sind. Sie werden auf einem Bett von Kiefernzweigen gedämpft, was ihnen ihren charakteristischen Duft verleiht. Songpyeon ist wohl das bekannteste Gericht zu Chuseok und symbolisiert Dankbarkeit und gute Wünsche für die Zukunft.
- Jeon (Pfannkuchen): Jeon sind herzhafte Pfannkuchen, die mit verschiedenen Zutaten wie Gemüse, Fleisch oder Meeresfrüchten zubereitet werden. Sie werden in Ei gewälzt und in der Pfanne gebraten.
- Galbi: Marinierte und gegrillte Rinderrippen, die oft während Chuseok serviert werden, sind ein weiteres beliebtes Gericht.
- Frische Ernteprodukte: Da Chuseok ein Erntedankfest ist, sind Früchte und Gemüse der Saison, wie Birnen, Äpfel, Kastanien und Trauben, fester Bestandteil des Festmahls.
Chuseok ist also eine Zeit des Gedenkens, des Dankes und der Freude, die tief in der koreanischen Kultur verankert ist. Es ist eine Gelegenheit für Familien, zusammenzukommen, zu feiern und sich an die Vergangenheit zu erinnern, während sie die Gaben der Natur genießen.
Bräuche, Spiele und Volkstraditionen
Neben den familiären Ritualen gehört zu Chuseok auch ein lebendiges kulturelles Programm. Viele Bräuche stammen aus alten Erntedank- und Fruchtbarkeitsritualen. Besonders bekannt ist der Kreistanz Ganggangsullae, bei dem Frauen in farbenprächtigen Hanboks Hand in Hand tanzen und dabei alte Volkslieder singen – ein Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt.
Ebenso beliebt ist Ssireum, das traditionelle koreanische Ringen, das früher auf Dorfplätzen ausgetragen wurde. Auch Yut Nori, ein Brettspiel mit Wurfstäben, sorgt an den Feiertagen in vielen Familien für Stimmung. Diese volkstümlichen Spiele sind nicht nur Unterhaltung, sondern Ausdruck der Freude über eine gelungene Ernte und die Verbundenheit mit den eigenen Wurzeln.
Geschenke und gegenseitiger Austausch
Ein fester Bestandteil des Chuseok-Fests ist der Austausch von Geschenken. Ursprünglich sollten diese den Wohlstand und die Wertschätzung innerhalb der Familie ausdrücken. Heute sind sie auch ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens – Kolleg:innen, Geschäftspartner:innen oder Nachbar:innen beschenken sich gegenseitig.
Beliebt sind hochwertige Obstkörbe, Fleisch- oder Fischsets, traditionelle Öle, aber auch moderne Varianten wie Kosmetik, Gesundheitsprodukte oder Gutscheine. Große Supermärkte und Online-Shops bieten vor Chuseok eigens zusammengestellte Geschenksets an. Dabei spielt nicht nur der materielle Wert eine Rolle, sondern auch die Symbolik: Ein sorgfältig ausgewähltes Geschenk gilt als Zeichen von Respekt und Aufmerksamkeit.
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Moderne Chuseok-Praxis und gesellschaftliche Veränderungen
Während Chuseok traditionell ein Fest der Familie und Ahnenverehrung war, hat sich die Art und Weise, wie Koreaner heute feiern, deutlich verändert. Viele junge Menschen leben in Großstädten, oft weit entfernt von ihren Eltern oder Großeltern, und die jährliche „Völkerwanderung“ von Nord nach Süd gehört längst zum festen Bild der Feiertage. Millionen von Menschen machen sich auf den Weg in ihre Heimatorte – ein Phänomen, das nicht nur zu überfüllten Autobahnen, sondern auch zu einem der größten Reiseaufkommen des Jahres führt.
Gleichzeitig nutzen immer mehr junge Koreaner die Feiertage, um zu reisen – sei es innerhalb Koreas oder ins Ausland. Für sie steht weniger die rituelle Tradition im Vordergrund, sondern Erholung und Zeit mit Freunden. Trotzdem bleibt der Kern von Chuseok erhalten: Dankbarkeit, Zusammenhalt und gutes Essen. Viele Familien feiern heute in kleinerem Rahmen, mit vereinfachten Ritualen oder einem modernen Festessen im Restaurant. Die Bedeutung des Festes wandelt sich – aber sie verschwindet nicht.
Chuseok ist weit mehr als nur ein Erntedankfest. Es verbindet Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Moderne – und spiegelt damit den Wandel der koreanischen Gesellschaft wider. Zwischen Ahnenritual und Wochenendtrip bleibt der Gedanke derselbe: Dankbarkeit für das, was man hat, und die Freude, es mit anderen zu teilen.

