Der Sommer in Korea ist intensiv – in jeder Hinsicht. Temperaturen über 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit und plötzliche Regenschauer während der Regenzeit (auch Jangma genannt) machen Juli und August zur klimatischen Herausforderung. Doch auch gesellschaftlich läuft vieles anders als bei uns.
Während in Deutschland der Sommer mit langen Ferien, Auslandsreisen oder Familienurlaub verbunden ist, sieht die Realität in Korea oft ganz anders aus – kürzer, strukturierter und mit einem deutlich anderen Verständnis von Freizeit.
Weniger Urlaubstage, weniger Pausen
Wer in Deutschland drei Wochen Sommerurlaub nimmt, muss das in Korea gut erklären: Die Zahl der gesetzlichen Urlaubstage liegt im Durchschnitt bei 15 Tagen pro Jahr, wobei viele Koreaner:innen tatsächlich nur wenige Tage am Stück nutzen – etwa für Kurztrips oder Familienbesuche.
Ein längerer Erholungsurlaub ist in vielen Branchen nicht üblich – weder bei Angestellten noch bei Selbstständigen. Wer sich Auszeiten nimmt, plant sie effizient und möglichst ohne berufliche Nachteile.
Schulferien? Nicht ganz.
Auch Schulkinder haben offiziell Sommerferien – in der Regel vier bis sechs Wochen. Doch wer denkt, dass damit freie Zeit beginnt, irrt: Besonders in der Mittel- und Oberstufe besuchen viele Schüler:innen auch in den Ferien sogenannte Hagwons – private Nachhilfeinstitute, die auf Fächer wie Mathematik, Englisch oder Naturwissenschaften spezialisiert sind.
Dort wird gelernt, geübt, geprüft – oft täglich. Der Druck, sich auf die Universität und das spätere Berufsleben vorzubereiten, beginnt früh. Komplett lernfreie Sommermonate, wie sie viele deutsche Schüler:innen genießen, sind in Korea eher die Ausnahme.
Urlaub in Korea: Kurz und naturverbunden
Trotz begrenzter Zeit bleibt die Sehnsucht nach Erholung groß. Viele Familien nutzen 2–3 freie Tage für Kurzreisen innerhalb Koreas – beliebt sind Strände in Busan oder Sokcho, Wanderungen in Nationalparks oder ein paar Tage auf der Insel Jeju. Auch Staycations – also Urlaub zuhause – sind im Trend: Picknick am Han-Fluss, Tagesausflüge ins Grüne oder ein Café-Besuch mit Bingsu, einem eiskalten Dessert aus fein gehobeltem Eis mit süßen Toppings.
Der koreanische Sommer: Schwül und voller Energie
Die sogenannte Regenzeit (Jangma) bringt im Juni und Juli viel Feuchtigkeit – gefolgt von Wochen mit drückender Hitze, die bis Ende August anhält. Entsprechend verändert sich auch das Essen: Statt schwerer Gerichte kommen kalte Nudeln (Naengmyeon), kühlende Suppen oder eben das allseits beliebte Bingsu auf den Tisch. Auch Samgyetang – eine heiße Ginseng-Hühnersuppe – wird ausgerechnet im Hochsommer gern gegessen, um dem Körper durch Wärme neue Energie zu geben (lese hier den Blog-Artikel "Warum Koreaner heiße Speisen an heißen Tage essen").
Der Sommer in Korea ist intensiv – klimatisch, gesellschaftlich und kulturell. Wer einen Blick hinter die Kulissen wagt, entdeckt eine ganz eigene Ferienkultur: geprägt von kurzen Auszeiten, hohem Bildungseifer und kreativen Wegen zur Erholung. Und spätestens bei einer Schüssel Naengmyeon wird klar: Auch Hitze kann kulinarisch inspirieren.